Wednesday, November 11, 2009

Josef Skrabek


Ein Buch, das Ihnen den Schlaf raubt
von Kristina Jurosz

Am Samstag, den 24.5.2008 hat die Deutsch-Tschechische Gesellschaft Bayreuth

im Historischen Saal des Kunstmuseums in Bayreuth die 2. Auflage des Buches

„Die gestrige Angst“ präsentiert.

Der Autor Josef Škrábek, ein achtzigjähriger hochaktiver Mann, war selbst anwesend.

Im Beisein von Tschechischen Konsul für politische Angelegenheiten aus München hat

er spontan reagiert und aus seinem reichen Fundus sehr verschiedene Fragen beantwortet.

Das große Potenzial an Wissen machte er auch im Buch selbst präsent und so konnte ihn keine Frage überraschen.

Das Buch – genannt „Essay“ - darf eher als ein historischer Umgang mit der wechselvollen

Geschichte der Tschechen und Deutschen vor, während und nach dem 2.Weltkrieg genannt werden. Škrábek stammt aus einer gemischten Familie – Vater war Tscheche, Mutter Deutsche. Selbst sagt er, er hätte vom Vater die Nationalität, von der Mutter den Glauben

übernommen. Geboren ist er im damaligen Sudetendeutschen Gebiet in Waltsch bei Karlsbad, den Krieg erlebte er in Prag und sein weiteres Leben verbrachte er in wechselartiger Weise je nach politischen Verhältnissen auch in Prag. Das Studium durfte er nicht beenden, für so genannte „Verschwörung gegen den Sozialismus“ ist er verurteilt worden und nach 2 Jahren amnestiert, arbeitete als Dreher in einer Prager Fabrik und als Redakteur durfte er erst in der Zeit des Prager Frühlings kurze Zeit tätig sein.

Eigene Erlebnisse aus der Zeit der Vorkriegsvorbereitungen des Nationalsozialismus und der Zeit des nach dem Krieg antretenden Sozialismus mit der Vertreibung der Deutschen aus dem CSR Gebiet verarbeitete er derart anschaulich, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst dabei gewesen zu sein. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, eine Neugierde, wie es weitergeht, welche noch nicht bekannten Informationen auf der nächsten Seite warten, welche bislang vertraulichen Akten wird er vorlegen. Sein Wechseln vom analytischen Historisieren zu persönlich Erlebten, zu Stimmen von Zeitzeugen, von Philosophie zur Satire, von echter Wissenschaft zum gewöhnlich Alltäglichen, das alles macht sein Buch nicht nur sehr lebendig und dadurch lesenswert, sondern auch liebenswert trotz der Schrecken, die es beschreibt.

Sein Buch ist GLAUBWÜRDIG. Das schon Geschichtliche mit dem selbst Erlebten und dem Zukünftigen verknüpfen zu können ist ein Erlebnis für den Leser und den Verfasser macht es zum Visionär. Viele Historiker schreiben einer vom anderen ab – genaue Daten, Orte und Namen – aber das Leben eines Menschen lesen zu können, der schreiben kann so, dass man nachts sein Buch nicht schließen kann, das ist – mit Verlaub – wie einen spannenden Kriminalroman zu lesen. Und ich frage hier – war das damalige Geschehen in Europa etwas anderes als ein böser Krimi?

An diesem Buch beeindruckt ganz besonders die seltene Objektivität, die nicht beschönigt, für keine der Seiten Partei nimmt. Seine Recherchen sind so klar, dass es keinen Zweifel an der Darstellung geben kann. Damit ist es ein „Lehrbuch“ der neueren Geschichte, über die Einen sehr wenig wissen, die Anderen verklärte Ansichten haben. Und vor allem ein Buch, das Lösungen beinhaltet. Fast bietet es sich als „Pflichtlektüre“ an.

Unübertrefflich an Sprachgebrauch, Esprit, Klarheit, Spannung, Sachlichkeit und wiederum vor allem an Objektivität. Wertvoll für die Verständigung der „ewig zerstrittenen“ Völker, wertvoll für das friedliche, verständnisvolle, tolerante Leben in Europa.